Wanderwochenende im Ahrtal - Ahrsteig 6 von Bad Neuenahr nach Walporzheim - Reisebericht

15. Juni 2023 | erschienen in: / / / / |

Wer mir hier schon länger folgt weiß, dass ich schon einige Jahre sehr gern im Ahrtal wandern gehe. Daran hat sich auch nach der Flut nichts geändert. Man geht dort nur mit anderen Augen hin. Jedoch ist natürlich bei meinem Vorhaben schon Problematisch gewesen, dass es dort keine Campingplätze mehr gibt.

So googelte ich nach Möglichkeiten für mich und fand einen Platz in Remagen, nähe der Ahrmündung in den Rhein (Die Mündunng fehlte mir ja eh noch) und nur einen Kilometer von der Bahn ins Ahrtal entfernt. Hier fährt ein Zug von Remagen bis Walporzheim. Ab dort gibt es dann keine Schienen mehr seit der Flut im Juli 2021. Theoretisch und auch praktisch fährt dann ab dort ein SEV (Schienen-Ersatz-Verkehr). Und auch ab gewissen Uhrzeiten fährt nur noch der Bus.

Ich erzähl euch erstmal von meinen Bedenken. Und die hatten tatsächlich nichts mit der Flut direkt zu tun. Ich hab schon vor längerem für 4 Tage gebucht. Ein paar Wochen danach postet der Ahrtaltourismus auf einmal den AhrWeinWalk. Ein Wanderevent durch die Weinberge. Puhhh ich dachte an meinen Zug und viele betrunkene Leute. Oder eher ich dachte ggf. an einen Bus, viele Leute und mich mit zwei Hunden. Im Sommerurlaub stellten wir ja hier fest - die Taxen hier wollen keine Hunde. Also fuhr erstmal die Angst mit, dass ich ggf. nicht zurück komme weil es zu voll sein könnte. 

Natürlich fuhr ich aber. Mittwoch Abends auf dem Platz angekommen. Aufgebaut, Gegend erkundet, Pizza geholt. So war der erste Abend flott gelaufen. Allerdings hatte ich beim Pizza abholen auch direkt einen sehr aufdringlichen Mann, der Blaze anfassen wollte. Auf mein Nein und Hinweis das der Hund nicht nett sei nicht reagiert hat und selbst als dieser bellte, auf ihn zu schoss und knurrte nicht von ihm abließ. Er redete weiterhin das er sein Freund sei. Lediglich seine Frau konnte ihren Mann da weg bekommen. Blaze tut ja keinem was, mag aber nicht angefasst werden. Das er nix tut wissen die Leute ja nicht, aber es ist mein Job ihn da zu schützen und das ist mir gegen diesen Mann schon nicht gelungen.


Über die Brückenköpfe von Remagen nach Ahrweiler und auf zu Ahrsteig 6

Donnerstags machte ich mich dann morgens auf den Weg zum Bahnhof. Neben dem Campingplatz war der alte Brückenkopf der Ludendorffbrücke. Auch bekannt als die Brücke von Remagen. Hier stehen auf beiden Rheinseiten noch die Brückentürme und ein Stück der Rampe. In dem Turm auf der Remagener Seite ist ein Museum. Das Ganze steht unter Denkmalschutz. Auf der anderen Rheinseite schaut man auf die Erpeler Ley. Darauf ist ein Gipfelkreuz zu ehren der gefallenen bei der Verteidigung der Brücke. Darunter befindet sich ein Loch in der Wand, welches für Materal genutzt wurde. Der Berg ist einer der höchsten am Rhein und eine Vulkanruine. Die Gänge im inneren deuten auf Lavaströme und somit ehemaliger Vulkanischer Aktivität hin. 
Weiter ging es am Rhein entlang zum Bahnhof. Das Ticket konnte ich über die Verbundsapp online holen. So konnte ich noch im Zug entscheiden ob ich ggf. weiter fahre als geplant.




Ahrweiler Altstadt

Ich entschied mich an dem Tag für Bad Neuenahr Ahrweiler (Markt) und die schöne Altstadt. Hier waren wir seit der Flut nicht mehr und so war ich hier gespannt ob die tollen Häuser irgendwie erhalten geblieben sind. Hier in Ahrweiler (Ich nenn es jetzt so, denn korrekt ist die obere Bezeichnung. Es gibt nämlich Bad Neuenahr, Ahrweiler und BN Ahrweiler Markt als Bahnhöfe) war auch der Walk und es war Vatertag. Weshalb schon morgens mit mir viele Leute ankamen. Die sind aber direkt zum Startpunkt gegangen. Ich halt in die Stadt.


Ahrweiler ist nach wie vor einen Besuch wert. Die schönen Fachwerkhäuser sind zum Großteil noch erhalten. Es gibt wieder einiges an Gastronomie wo man schön Sitzen kann. Bäcker und ein paar Läden. Die Touristeninfo ist in einem Holzhüttchen etwas versteckt. Natürlich sieht man hier noch viele Spuren. Die Häuser sind nicht alle fertig, hier und da stehen Schuttberge oder Baustoffe. Sehr viele Ladenlokale sind entkernt und leer. Aber viele eben nicht mehr. Und in Ahrweiler fand ich die Häuser eben oben immer schön, mit ihren Metallschildern und Symbolen an den Hauswänden. Die Tore aussen an der Mauer wurden durch Spenden wieder hergerichtet. 









Ich hab in Ahrweiler einige Fotos gemacht, bin ein wenig herum geschlendert, habe am Markt gesessen und überlegt was ich nun mache. Ich entschied mich zurück nach Bad Neuenahr zu fahren, also zwei Stationen (waren 2,30€). Hier bin ich letztes Jahr den letzten Ahrsteig Nr. 7 nach Sinzig gelaufen. HIER. Hier endet aber auch der Ahrsteig Nr.6 und den wollte ich heute nochmal gehen. Aber andersrum und zu dieser Jahreszeit. Beim letzten mal war es wirklich schon richtig Herbst. *HIER findet ihr die Bilder von damals.

Was ist der Ahrsteig?

Der Ahrsteig ist ein Prädikatswanderweg und ist insgesamt 101 Kilometer lang. Er geht von der Ahrquelle in Blankenheim, bis zur Mündung im Rhein bei Sinzig. Die Ahr selbst ist 85,1 Kilometer langer Nebenfluss des Rheins. Sie befindet sich in den Bundesländern Rheinland_Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Während teile des Ahrtals durch Acker und Obstanbau besticht, ist der mittlere Teil bekannt durch sein Weinanbaugebiet. Somit bietet das Ahrtal , auch durch seine schroffen Felsen, ein abwechslungsreiches Bild.

Auf zu Ahrsteig 6 - Bad Neuenahr

Ich ging vom Bahnhof durch die Innenstadt. Gefühlt hat sich hier leider nicht viel getan im vergleich zu meinem letzten Besuch. Hier ist sehr viel leer, hier ist es bei weitem nicht so schön. Durch die Stadt geht es an die Ahr. Hier stehen immernoch die unberührten Ruinen vom Casino und dem Steigenberger Sanatorium. Daneben ist der Kurpark. Hier ist allerdings einiges passiert und der sieht wunderschön aus. Hier finden auch regelmäßig Veranstaltungen statt. Sogar teils recht viele, vermutlich um Touristen irgendwie her zu bekommen. Durch den Kurpark ging es hoch Richtung Kletterpark. Knapp 3 Kilometer sind das bis man an den Startpunkt kommt. Den Weg kenne ich ja mitlerweile schon.




Oben angekommen startete ich auf den Ahrsteig Nr.6 bis Walporzheim. Es geht durch Wald auf den Karlsberg. Hier war ich sehr einsam unterwegs nachdem ich den Kletterpark hinter mir ließ. Auf dem Karlsberg trifft man dann zum ersten mal auf Weinreeben. Hier läuft man am Weinberg entlang mit Blick auf Bad Neuenahr Ahrweiler und umläuft somit Bachem. Dann geht es auch schon wieder hinab. Unten trifft man ein kleines Bächlein und die Lourdeskapelle. An dieser machte ich länger Rast. Die Hunde nutzten das Bächlein zum trinken und ich meldete mich Zuhause.








Und nun kommt eine kleine Nebenstory, die sich direkt neben der Kapelle ereignete. Es kamen mir nämlich ein paar Radfahrer entgegen und einer relativ auf mich zu und blieb recht nah stehen. Wirklich in meinem Kopf schon so...boah watn jetzt, hau ab und nerv nicht (Sorryyyy Andi). Zu 90 Prozent wird es meist doof für meinen Hund, weshalb ich da echt dann schon innerlich angespannt bin. Es kam aber ganz anders. Denn als ich auf ihn zu lief kam ein "Hallo, Torstens Frau". Was zur Hölle? Boah ich möchte mein Gesicht gesehen haben. Ich nur so "Woaah, das glaubt er mir nicht egal wer du bist". Ich wusste dann auch nachher wer er ist, kannte ihn aus erzählungen und habe ihn wohl auch schonmal gesehen als ich mit Joy im Studio war. Ein ehemaliger Kollege von Torsten aus Münster stand vor mir. Ich erkenne niemanden, dementsprechend Hut ab das er mich mehr oder weniger nur von Bildern erkennt und das so weit weg von Zuhause. Er wohnt im Tal und hatte gesehen das wir hier sind. Das wir uns dann per Zufall über den Weg laufen, ahnt ja niemand. Vorallem war ich ja allein unterwegs, ohne Torsten. Wir haben dann ein Selfie gemacht und das hat er Torsten geschickt. Der war aber Zuhause wandern und hatte keinen Akku mehr. Ich hab ihm irgendwann eine Nachricht geschickt die nur aussagte, dass ich jemanden getroffen hab, den nur er im Grunde kennt und das der jenige mich erkannt hat. Er hat lang überlegt, dann hat er irgendwann das Foto bekommen und sich gefreut. Wir mussten echt den ganzen Tag noch über diesen Zufall lachen. Ich bekam noch einen Wegtip für eine fehlende Brücke, wo ich nochmal 100 Meter hoch muss. Er sagte nicht wie weit. Aber dieser Umweg gehörte am Ende ja zur offiziellen Route. Aber die 100 HM machten mir nix aus.

Nach der Begegnung ging es wieder hoch auf den nächsten Weinberg. Hier gabs ne tolle Aussicht. Ich konnte quasi einsam auf den Rappelvollen AhrWeinWalk schauen. Auf einer Holzliege die da im Berg steht. Auf die habe ich gewartet, denn ich wusste ja das sie kommt. Meine Chefin rief mich noch an, wir machten etwas Videotelefonie und ich sagte noch Dinge wie....keinen Zeitdruck usw. Ich hatte den Zug um 18. Uhr angepeilt und den Großteil der Strecke hinter mir. Es war weit vor 17 Uhr. 


Wieder runter, wieder rauf. Diesmal auf den Calvarienberg, mit Blick auf das Calvarienkloster welches 16.30 erbaut wurde. Jetzt hätte ich nach alter Strecke nur noch vom Berg gemusst, an der Ahr entlang, über eine Brücke und wäre am Bahnhof. Nun bin ich vom Berg runter und musste über einen Bach, wo ich eine sehr unangenehme Situation mit betrunkenen Männern zwischen 35 und 70 hatte die an Vatertag zuviel getrunken hatten und meinten, dass eine kleine Brücke ihnen und ihren 5 freilaufenden Hunden gehört. Gab leider eine heftige Diskussion, wo auch Blaze mitmischte und meine Stimmung etwas sinken ließ. 
Es ging weiter vorbei an Streuobstwiesen, an Ziegen, an Gärten...Wunderschön! Idyllisch! Wie ich es liebe. 
Ich folgte brav den nach der kleinen Brücke auftauchenden Umleitungsschildern des Ahrsteigs. Unsere Getränke waren leer und es war warm. Aber ich wäre ja auch fast am Ziel gewesen. Fast!






Es ging bergauf, darauf war ich ja vorbereitet. Aber ich war nun schon lang am Bahnhof vorbei und war nun richtig hoch. Irgendwann kam ein Schild. Serpentine gesperrt, nur bis Katzley frei, 6 Kilometer bis Walporzheim Bahnhof. 6 Kilometer ? WTF? Darauf war mein Kopf nicht eingestellt. Denn bis dahin war ich ja schon Umleitung gelaufen. Keine Ahnung wie weit das am Ende war. Jedenfalls nahm ich den Umweg zur Katzley gern noch in Kauf. Das waren 100 Meter. Toller kleiner steiler Pfad zu einem Aussichtspunkt. Ein Weg den ich typisch für dort fand und wie ich sie mag. 



Zurück auf dem Weg an dem Schild wurd mir aber wieder klar wie weit ich noch muss. Motivation im Keller. Aber mein Blaze, der merkt sowas und der hat dann Gas gegeben. Ich konnt nicht mehr, einfach weil ich tierischen durst hatte und es so warm war. Sonst wäre die Strecke nix gewesen. Aber es ging eigentlich nicht mehr. bei mir, aber ich musste ja. Blaze zog durch und dann ging es irgendwann bergab. Dort war wieder ein Bach und da konnten sich zumindest die Hunde austoben. Blaze hat soviel getrunken, dass ich Nachts dann raus musste. Und dann kam ich auch endlich an die Behelfsbrücke über die Ahr. 

Der letzte Zug um 20 uhr, fuhr in 11 Minuten und ich hatte noch einen Kilometer. Ich habe so Gas gegeben damit ich den Zug noch bekomme und keinen SEV nehmen muss. Denn ich ging ja davon aus das in Ahrweiler die ganzen betrunkenen Wanderer einsteigen. Ich hab den Zug bekommen und in Ahrweiler stiegen auch wirklich die betrunkenen ein. Das ging nun nochmal gut. In Remagen (hier halten auch ICEs) habe ich auf einen Getränkeautomaten gehofft. Nix. Kein Imbiss oder irgendwas. Die 1,5 Kilometer zum Campingplatz waren endlos. Ich kam erst nach 21 Uhr dort an und freute mich auf was zu trinken und ne Dusche. 

Der Tag hatte also echt auf und abs. Und ich weiß am Ende gar nicht wie ich das bewerten soll. Den Umleitungsschildern am Ahrsteig fehlt eindeutig ne frühere Kilometerzahl für den Umweg. Denn ich hätte mich sonst vorher für den anderen Bahnhof entscheiden können, oder eben durch die Stadt zu laufen. Gut ausgeschildert ist alles hier. Aber diese Info fehlte mir. Ich hätte mir denke ich meine Zeit und mein Trinken besser eingeteilt. Denn das war ja mein Hauptproblem. Der Weg bis zu der Stelle an den Streuobstwiesen und den Gärten war wunderschön! 

Infos: https://www.ahrsteig.de/etappen/etappe-6/
Länge: 15,7 Km
Schwierigkeit: mittel
Aufstieg: 475 m
Abstieg: 500 m
Dauer: ca 5 Stunden 




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