Aggressionsverhalten beim Hund - Heberer/Brede/Mrozinski
2017 im Franckh Kosmos Verlag, 248 Seiten, Hardcover, 26 Euro
Klappentext:
"An der Leine pöbeln, raufen, das Sofa verteidigen und Zähnefletschen am Gartenzaun. Hündische Aggression hat viele Gesichter, die Ursachen sind vielfältig, und sie gehört zu den am häufigsten genannten Hundeproblemen. Sie ist jedoch Bestandteil des normalen Verhaltens jedes Hundes und lässt sich nicht vollständig abtrainieren. Die Autoren erklären die Hintergründe: Wie entsteht Aggression, wie kann man sie vermeiden und wie geht man als Hundehalter richtig damit um? Ein aktuelles Thema, das fast jeden Hundehalter betrifft."
Optischer Eindruck und Inhaltliche Struktur:
Es handelt sich um ein Hardcover Buch mit ca 240 Seiten. Auf dem sehr dunkel gehaltenem Cover befindet sich ein dunkler Hund mit Maulkorb. Dieser ist zwar kein passendes Beispiel für einen gut sitzenden Maulkorb, dieser sollte aber vermutlich nicht das Bild einnehmen und dem Hund noch etwas Raum auf dem Bild lassen. Das Buch ist bis auf einen kleinen Bilderteil mit Farbfotos nicht illustriert. Dieser ist etwas doof in die Mitte bzw. Kapitel vier gesetzt und teilt einen Textteil einfach mal in zwei Teile. Das hätte man sicherlich schöner lösen können, tut dem Inhalt aber keinen Abbruch. Es ist klar geglieder und besteht aus sechs großen Kapiteln, die jeweils nochmal in kleine Kapitel von wenigen Seiten geteilt sind. Am Ende der Kapitel gibt es meist kleine Exkurse die in grau unterlegten Kästchen dargestellt werden.
Zielgruppe:
Da ein Kapitel sehr auf Trainer abzielt, könnte man meinen, dass Trainer die Hauptzielgruppe sind. Da dieses Buch aber nicht sonderlich schwierig geschrieben und tiefgründig ist, ist es für den normalen Hundehalter genauso lesenswert. Ich gehe sogar soweit, dass der normale Hundehalter daraus mehr mitnimmt, als ein ambitionierter Trainer dem das Thema nicht neu ist. Meiner Ansicht nach, sollten sich mehr Hundehalter mit dieser Thematik befassen, auch wenn sie keinen Aggressiven Hund haben.
Inhalt:
Das Buch beginnt mit ein paar lobenden Worten in Form eines Vorwortes von der Tierärztin und Ethologin Dr.Dorit Urd Feddersen Petersen. Dieses ist schon sehr vielversprechend und macht neugierig auf das was kommt. So kann man direkt in Kapitel eins durchstarten. Hier wird beim Ansatz der Aggression begonnen und möchte erstmal beleuchten warum Aggression und Gewalt gern in einen Topf geworfen wird. Es geht darum das Aggressionen normal sind und irgendwie dazu gehören. Auch bei uns Menschen. In Hinblick auf die Hunde fängt der Gedankengang des Buches schon beim Welpenkauf bzw die Herkunft des Hundes an.
Das zweite Kapitel befasst sicht mit den beiden Formen der Aggression. Richtet sich Aggression gegen einen Artgenossen oder gegen eine andere Spezies. Dies ist auch das kürzeste Kapitel des Buches. Kapitel drei handelt um die Motivation die zu Aggressionen führen. Es gibt da allerhand Auslöser die hier beleuchtet werden. Handelt der Hund territorial, aus Angst, weil man ihm in der Genetik einen Streich gespielt hat oder eben weil er gelernt hat das dies für ihn ein sinnvoller Weg ist. Dies sind nur Beispiele einer ganzen Reihe von Motivatoren um die es hier geht. Das Kapitel ist wirklich interessant weil es die Formen genau auseinander dröselt und beschreibt. Hier wird nochmal deutlich, dass das große Thema der Aggression nicht komplett in einen Topf gehört weil es viele Gesichter hat.
Das vierte Kapitel ist so ziemlich das längste. Es befasst sich mit der Körpersprache.
In diesem ist auch der Bilderteil integriert. Hier findet ihr aussagekräftige Farbfotos mit Erklärungen. Danach geht es an die Körpersprache wie Demutsgesten, offensive und defensive Körpersprache sowie Rassebedingte Körpersprachen. Auch möglich gezeigte Stellungen in Konfliktsituationen wie die T-Stellungen oder Kopf auflegen werden beleuchtet. Ein Kapitel voll mit Infos erwartet euch hier.
Im fünften Kapitel findet man die Fallbeispiele. Hier werden Hunde, sowie ihre Halter und ihre Geschichten vorgestellt. Es wird kurz angerissen was da im groben schief gegangen ist. Es wird hier explizit drauf hingewiesen, dass es hier im Buch keinerlei Trainingsansätze geben wird.
Das sechste Kapitel ist eher an Trainer gerichtet. Jedoch kann auch der Hundehalter daraus Schlüsse ziehen, zB wie sich so ein Hundetrainer verhalten sollte. Einem großem Teil des Kapitels wird dem Maulkorb gewidmet. Was für Maulkörbe gibt es und welche sollte man nicht wählen. Auch zur Gewöhnung und zur Größe wurde etwas gesagt, an der Stelle wäre ein Zeichnung nicht fehl am Platz gewesen.
Meine Meinung:
Ein rundum gelungenes Buch zu einem spezifischen Thema. Ich habe es innerhalb von zwei Tagen so weggelesen. Es hat sich nichts gezogen, nichts gelangweilt oder war gar unverständlich. Ich finde toll wie die einzelnen Motivationen für Aggression aufgedröselt werden und immermal mit Beispielen verdeutlicht sind. Ich fand es interessant und leicht verständlich geschrieben. Den Teil zur Körpersprache fand ich interessant, auch wenn mir die Themen nicht fremd sind.
Die Fallbeispiele fand ich zum Teil sehr ergreifend weil sie eben nicht immer so ausgehen wie man sich das wünscht. Leider ist einem dadurch nochmal klarer, wie schnell man sich einen schweren Fall heranerziehen kann.
Ich finde gut, dass auch auf das Thema Maulkorb eingegangen wird und es keinerlei Trainingstips gibt. Es bleibt ein reines Theoriebuch, aus dem ihr einige Informationen und Unterscheidungen mitnehmen könnt. Auch wenn ihr eben keinen Aggressiven Hund habt. Dieses Thema ist präsent sobald man auf fremde Hunde trifft und diese kommunizieren. Es wird explizit auf Trainer verwiesen wenn es Probleme in diesem Bereich gibt.
Definitiv eine Lektüre aus der man etwas mitnehmen kann.
Mit diesem Buch liebäugle ich schon länger, aber es liegen noch so viele Bücher auf meinem Stapel, dass ich bisher noch nicht dazugekommen bin. Nach deiner Empfehlung muss es wohl doch etwas schneller auf meiner Liste vorrücken. :-)
AntwortenLöschenLiebe Grüsse
Nadine
Ich hab es tatsächlich auch gelesen weil ich vorweg soviel gutes gelesen hab. Und dann stand es im Barfladen im Regal. War also ein Schnellschuss im Laden und hat mir dann echt gut gefallen.
AntwortenLöschenLG Becki
(Warum auch immer kann ich mich zum Kommentieren auf dem Handy nicht anmelden :-( )