Geschichten aus dem Leben eines Hundesitters

3. März 2018 | erschienen in: |
Heut erzähle ich euch mal was mir zwischendrin so passiert. Vorallem mein Fall von letzter Woche hat mich lange beschäftigt. Erstens, weil ich wirklich getroffen war wie der Tag zwischen mir und dem Hund lief und zweitens weil es immernoch Nachwirkungen hat an denen wir nun arbeiten. Aber ich erzähle euch von vorn und ausführlich...

Letzte Woche sollte ich einen Hund zum spazieren abholen. Ein Hund den ich wirklich gut kenne, total mag und eigentlich relativ oft abhole. Diesmal aber war es anders. Ich schloss auf und rief wie immer "Hallo mein Freund". Aber diesmal begann nicht das wedeln in der Box wie sonst, diesmal war alles still. Ich ging zur Box und sah nichts, alles dunkel. Ich kniete mich runter, schaute in die Box und dann kam ein tiefes grollen. Irritiert sagte ich "Hey mein Freund was ist los mit dir?" und hielt meine Hand ans Gitter. Er kam nach vorn (er hat eine wirklich seeehr große Box die er als Second Hand Hund vor 6 Monaten schon mitbrachte und alleinsein nicht anders kennt.) an das Gitter und knurrte meine Hand an. Ich glaube ich hatte selten so viele Fragezeichen in meinem Kopf wie an dem Tag. Der Normalfall ist nämlich, er eskaliert vor Freude in der Box wenn ich nur hingehe, dann öffne ich die Box, wir freuen uns einen ab und ziehen Halsband und Co an und gehen. Tja an dem Tag eben nicht. Ich habe mich in der zwischenzeit auf einen Stuhl vor die Box gesetzt. Habe Leckerchen durchs Gitter geworfen und Dinge gesagt wie "Wir sind doch Freunde". Ich war wirklich traurig in dem Moment. Was war mit meinem Freund los das er so sauer auf mich war? Zwischendurch habe ich die Box einen Spalt geöffnet, mit dem Fuß davor und habe Lecker durch den Spalt gereicht. Aber sobald ich nur meine Hand hinhielt bekam ich wieder Zähne gezeigt. Wo ich sonst so selbstsicher in so Situationen gehe war ich da mega irritiert und hatte keine Idee was ich nun tun soll.


Einerseits hatte ich im Kopf zu gehen weil ich ihn ja grad nicht umgestimmt bekomme, andererseits wollte ich ihm nicht zeigen das ich gehe wenn er knurrt. Wollte er mich heut mal testen so wie er sein neues Frauchen gern mal testet oder war es sein ernst? Sein Frauchen war an dem Tag weiter weg auf Verwandtenbesuch und ich habe sie auch nicht erreicht. In meiner Ratlosigkeit rief ich eine gemeinsame Freundin an. Diese wurde einen Tag zuvor auch von ihm angeknurrt und wusste nicht so recht wieso. Ich fragte sie nach ihrer Einschätzung zu ihm (wir kennen ihn ja alle noch nicht so lang) und sie ermutigte mich die Box einfach zu öffnen. Sie sagte entweder, ists gut oder er rennt knurrend durch die Bude und ich geh dann halt flott raus. Ich öffnete und er kam raus - Ich sag euch - mein Herz! Und was passierte...er freute sich und begrüßte mich. Im ersten Moment war ich erleichtert. Ich schmiss nur das Halsband an den Hund, sonderlich bedrängen mit Geschirr und Co wollt ich ihn dann auch nicht. Ich telefonierte noch eben mit der Freundin zu Ende. Und dann sagte sie etwas und plötzlich wurd mir alles klar. Sie sagte das der Hund untersucht werden soll ob es für sein Hyperaktives Verhalten andere Gründe gibt und das sie dem Frauchen geraten hat einen Maulkorb mit in die Klinik zu nehmen. Ich sagte daraufhin..." Letzte Woche beim Tierarzt war er aber nicht aggressiv" - PING machte es in meinem Kopf. ICH war einige Tage zuvor mit ihm beim Tierarzt. Frauchen hatte den Arm in Gips. Mein Mann spielte Taxi und Joy wurde direkt geimpft. Dann kam die Helferin und sagte ich solle mal kommen und den Hund mal mit Halten. Ich hockte mich vor ihm, eine Hand voll Lecker, die zweite am Halsband. Er futterte und die Ärztin spritzte den Hormonchip mit der dicken Nadel in den Nacken. Er zuckte einmal nach hinten und nahm aber direkt wieder den Inhalt meiner Hand. Es lief gut und er zeigte keinerlei Aggressionen. Nun war ICH für ihn aber scheinbar die Böse die ihn mit gehalten hat als man ihm wohl doch weh getan hat und schon hat man den Salat. Ich habe nie drüber nachgedacht das er mir das so übel nehmen würde. Aber plötzlich war alles klar. Und auch die Freundin fasste ihn als er knurrte an den Hals. Ich hab ihn weil die Runde so kurz war dann später nochmal geholt. Bin diesmal direkt zur Box, er knurrte wieder, ich machte ohne zögern auf und zog ihn komplett an. Ich freute mich wie Bolle mit ihm und stopfte ihn mit Lecker voll. Dann zog ich los mit ihm zum Bahnhof das ahnungslose Frauchen holen. Es lief so gut unterwegs das ich ihn streicheln wollt. Und da war der Moment, ich fasste ihn zu weit hinter den Kopf und da war es wieder, das tiefe grollen welches mir bestätigte das diese 30 Sekunden beim Tierarzt sein Vertrauen in mich komplett zerstört hatte. Ich war dem Kerl nicht böse, wie auch. Aber ich war sehr traurig in dem Moment das es zwischen uns so flott umschlagen konnte. Die Runde zum Bahnhof verlief trotzdem gut. Ich erzählte dem Frauchen von unserem Tag und ehe ich es aussprach sagte sie "Tierarzt". Ihr tat total leid wie das nun gelaufen ist und das ich nun nochmal hin bin. Das ist mir im Grunde aber egal. Es war an dem Tag wirklich die Traurigkeit die mich runterzog. Sowas passiert mir natürlich nicht ständig. Lediglich einmal musste ich einen Hund unverrrichteter Dinge verlassen weil er zähnefletschend vor mir stand und sich selbst mit Bratwurst nicht zum mitgehen überreden lies. Da hat der Besitzer das aber schon vorrausgesagt und gesagt das ich dann einfach gehen soll und der Hund dann einhalten muss. Ich renn ja sonst nicht mit Bratwurst rum :D.
Eigentlich reagiere ich in so Situationen auch sehr souverän. Ich habe meinen Plan im Kopf, ich beobachte den Hund, bleibe ruhig und nehme mir Zeit aber werde eben auch nicht leichtsinnig. Es bleiben ja nunmal distanzierte Hunde (also in dem Sinne wie nicht meine oder Bo die ich immer und überall anfassen und einschätzen kann ) und da geht einem schon durch den Kopf ob er nun nur blufft oder doch zupackt. Das möchte ich zwar nicht riskieren, weshalb ich zögere aber ich hab natürlich gad im oberem Fall im Kopf das es ja sonst völlig anders ist. Trotzdem kann ich ihm nur vor den Kopf gucken. Der Tag war mega anstrengend und ich hab ihn die letzten Tage noch nicht gesehen. Wir werden uns aber nun verabreden damit ich ihn wieder zu meinem Freund mache. Die geplante Untersuchung verlief tatsächlich zähnezeigend mit Maulkorb. Das weiß ich allerdings nur aus einer Erzählung, negativ verknüpfen kann er mich somit mit dem Blut abnehmen hoffnetlich nicht. Sein nächster Arztbesuch wird nun ein reiner Leckerli Besuch.
Es wär ja auch zu einfach wenn immer alles glatt läuft so wie im Bild. Aber es zeigt mir wieder, dass ich doch sehr viele Spezialfälle habe. Und ich hab sie irgendwie alle gern.


6 Kommentare:

  1. Wuff, deine Geschichte macht mich ganz betroffen, was muss der arme Kerl nur erlebt haben um so schnell das Vertrauen in dich zu verlieren.
    Finde du machst es gut und ich wünsch dir ganz, ganz viel Erfolg beim "Freundschaft2 aufbauen.
    Ayka

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    1. Vielen Dank. Ich glaube sein Problem ist, dass er tatsächlich im ersten Leben sogut wie gar nichts erlebt hat. Er ist sehr Reizempfänlich und dreht dann hoch. Das war auch der Grund das klar war das Tierarzt nicht so ganz einfach wird was das stillhalten betrifft. Aber das er das so übel nimmt hät ich nicht gedacht.
      lg

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  2. Ja, ich kann deine Gefühle da verstehen. Mensch, das ist wirklich schade, dass die negative Verknüpfung da so schnell entstanden ist. Ich hätte genauso wie du auch erst ratlos reagiert, wenn mich auf einmal ein Hund anknurrt, der sich sonst wie Bolle freut.
    Wir drücken die Daumen, dass mit der Zeit das Vertrauen wieder hergestellt wird.
    Liebe Grüße
    Sandra und Aaron

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  3. Da sieht man immer, wie sensible unsere Fellnasen sind und wie umsichtig man sein sollte. Schön, dass ihr es langsam wieder inden Griff bekommt.

    Viele liebe Grüße
    Sabine mit Socke

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  4. Das ist aber eine krasse Reaktion. Die Spritze muss sehr schmerzhaft gewesen sein. Ich drück die Daumen das du sein Vertrauen wieder erlangen kannst. Es wird bestimmt eine Weile dauern, aber mit viel Lecker bekommst du das hin.
    Liebe Grüße vom Emma und Lotte Frauchen

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  5. Es ist doch erstaunlich, dass so eine Begebenheit - die wir schnell auch mal vergessen - zu solchen reaktionen führen kann. Durch solche Reaktionen werden wir dann wieder daran erinnert - und es ist gut zu lesen, dass das Vertrauen nicht völlig zerstört nur beeinträchtig ist.
    Mit Geduld und Leckerchen wirst Du es schon wieder schaffen.

    Liebe Grüße,
    Isabella mit Cara und Shadow

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