Buch: Hunde brauchen klare Grenzen - Grewe / Meyer


Hunde brauchen klare Grenzen -  Grewe / Meyyer
2010 im Franckh Kosmos Verlag, 192 Seiten, Hardcover, 22 Euro

Klappentext:

"Erziehung hat mit Beziehung zu tun, mit Persönlichkeit, mit Herz und mit der Freude aneinander. Dazu gehören aber auch Konfliktbereitschaft und das Setzen klarer Grenzen. Dies wird in der heutigen Gesellschaft, in der Harmonie und Spaß im Vordergrund stehen, häufig übersehen.

Michael Grewe lenkt den Blick wieder auf das Wesentliche und zeigt, wie wichtig es ist, sein Gegenüber ernst zu nehmen und klare Strukturen zu schaffen, in denen der Hund Sicherheit findet. Ein Buch, das zum Nachdenken anregt und das man so schnell nicht mehr aus der Hand legen wird."

Optischer Eindruck und Inhaltliche Struktur: 

Es handelt sich um ein kleines Din A5 Buch welches lediglich mit ein paar Zeichnungen auskommt. Diese hätte es meiner Ansicht nach nicht gebraucht, denn sie sind im Grunde ohne Aussage. Einfach nur ab und an ein Bild, welches aber nicht in die Seitenzahl einbezogen ist. Grob besteht es aus 10 Überkapiteln. Was mir beim lesen aufgefallen ist, die Kapitel sind anfangs sehr kurz und werden mit der Zeit länger. Genug zum Optik blabla...

Zielgruppe:

Eindeutig Hundehalter. Vorallem jene Hundehalter die Interesse daran haben, verschiedene Erziehungsmethoden zu beleuchten. Zielgruppe ist niemand, der konkrete Tips für seinen Hund sucht. Auch wenn der Titel so klingt, es ist kein Ratgeber. Denn niemand wird aus diesem Buch erfahren wie er seinem Hund klare Grenzen setzt. Wer sich das erhofft ist hier falsch.

Inhalt:

Nach einem Vorwort von Frau Feddersen und einer Einleitung warum er dieses Buch geschrieben hat, geht es direkt los. Er beginnt dabei weit vorn, nämlich bei der Domestikation von Hunden und wofür Hunde früher da waren. Und geht dann in die Hunde heute über. Über Hunde gegen die Einsamkeit, Hunde als Sportgerät, Hunde als Prestigeobjekt. Auch die Ernährung und die Haltung wird kurz angerissen bevor es an den Teil mit der Erziehung geht. Hier geht er auf Trainer, Hundeschulen und Methoden ein. Eher er tritt drauf ein. Ein paar gängige Methoden werden dabei genauer angeschaut. Danach geht es um drei Problematiken die mit Hunden so auftreten, mit Beispielen deren Emotionen wir verstehen. Der letzte Teil ist seinem Kollegen Erik Ziemen gewidmet. 

Meine Meinung:

Ich wurde nun einfach sehr oft gefragt ob ich dieses Buch mal rezensiert habe und deshalb krame ich es nochmal hoch. Scheinbar ist dieses Buch auch nach sovielen Jahren noch hoch im Kurs. Besonders propagiert wird das Buch in meinem Umfeld von Leuten, die sich mit positiven Methoden nie groß befasst haben und das verteufeln. Das wäre nicht mein Ansatz mich in schwarz oder weiß zu verlieren. Ein Hauptgrund warum ich es hier zB nicht der Liste zugefügt hatte ist, dass ich kein Fan des Autors bin, ich habe immer noch diese Blechnapf-Geschichte im Kopf und diese war zu einer Zeit wo ich mich sehr mit Training auseinander gesetzt hab. Und auch wenn ich natürlich finde, dass Hunde Grenzen brauchen fand ich diese Aktion halt daneben und dabei bleibe ich auch heute noch. Trotzdem bringt er mich in seinem Buch zum schmunzeln und ich würde ihm sein fachliches Wissen auch niemals absprechen. 

Nun geht es hier aber um dieses Buch und das hat für mich definitiv gutes, als auch viel schlechtes. In erster Linie wird in diesem Buch sehr viel kritisiert und mit Kindererziehung verglichen. Was für mich nicht ganz schlüssig ist, denn wird ja immer wieder drauf hingewiesen, dass Hunde kein Kinderersatz sind. Dann sollte ich eigentlich auch keine Vergleiche ziehen. Der Hundehalter mag aber so Vergleiche und deshalb findet man sie vermutlich auch im Buch. Und mit Kindern, habe ich ab einem gewissen Alter eben ganz andere Kommunikationsmöglichkeiten. Diese werde ich mit meinem Hund einfach nie haben. Das weiß er aber. Zudem er immer wieder sagt das man Kinder nie clickern würde. Ich kann mich sehr gut dran erinnern das eines meiner Kinder von einem Kinderpsychologen ein Sternchensystem fürs "ins bett gehen" eingeführt bekommen hat. Und als das nichts half, eine Straf und Belohnungsampel. Also natürlich wird auch im Kinderbereich mit Belohnungen gearbeitet und mit positiver Verstärkung in Form von lustigen Stimmen die Prima, Bravo und toll qiecken. Also schwierige Sache mit dem Kind-Hund Vergleich. Aber und nun das Problem an der Sache. Die Vergleiche ansich sind einleuchtend. Wer für diese Situationen die dort beschrieben werden, dann aber gerne einen Ansatz sucht was zu tun wäre, oder was sinnvoll ist, wird hier im Regen stehen gelassen. Ja es ist toll Methoden zu beleuchten und zu sagen, warum eine Methode (ignorieren ist zb eine genannte) nicht sinnvoll ist. Hier wird zb ein sehr übertriebenes Beispiel eines sich im Restaurant nicht benehmendes Kindes das ignoriert wird genannt. Ja durch ignorieren lernt das Kind nicht was gewünscht ist. Der Hund in dem Fall auch nicht. Und wer sich nun erhofft wie man solche Siuationen meistert hat eben hier Pech. Denn es ist kein Trainingsbuch. Wir lernen hier nur, warum es keinen Sinn macht ein unerwünschtes Verhalten zu ignorieren. und da finde ich, wenn ich immer nur drauf haue und kritisiere, gehört ein konstruktiver Anreiz dabei was denn nun gemeint sein könnte. Der ein oder andere Hundehalter wird hier nur Fragezeichen sehen am Ende.

Bei seinen Ausführungen wirkt er zum Teil sehr von oben herab. Auf Kollegen mit Methoden wird von oben herab herumgehackt mit einer leicht arroganten Art. Ja, er ist vorallem eines in dem Buch - Provokant! Ja, sicherlich versauen Methodiken ohne Grenzen Hunde oder Kinder. Aber es wird auch vergessen, dass es genug Hunde mit schlimmen Problemen gibt, die mit starken Grenzen erzogen sind. Also so wie man laut ihm eben einen Sozialpartner erzieht. Ich bin mir sicher, dass es auch Hunde gibt, die früh seine Hundeschule besucht haben irgendwann mal Problematiken hatten. Hier wird auf Hundehaltern mit Problematiken viel herumgehackt. Indem man sagt, man suche für Probleme immer andere Schuldige usw. Und auch diese beleuchteten Methoden haben Haltern ja zu einem besserem Leben mit ihren Hunden verholfen. Methoden haben ja mal geklappt, sonst wären sie nicht verbreitet und erfolgreich. Ich glaube das Problem sind eben nicht unbedingt Methoden, sondern mangelnde Toleranz und Rücksichtnahme unter Hundehaltern. Und wie gesagt, ich spreche diesem Buch gar nicht ab, dass man dort auch Recht hat. Ich bin in vielen Dingen ganz bei ihm. 

Jetzt bin ich ansich kein Fan von provokativen Menschen. Da hilft mir auch seine Erzählung darüber nicht wie er Erik Ziemen kennenlernte. Der als Provokation mit einem offensichtlichem Stachelhalsband am Hund die Bühne betrat. Ja, das ist sicher ein schneller Weg wie ein Hund gut an der Leine geht. Und ja, es funktioniert. Muss ich diese Methode gut reden? Muss mir diese Provokation gefallen? Nö. Ihm gefällt es aber und das sammelt bei mir halt keine Sympathiepunkte. Und was vermitttelt das dem Leser? Alle Methoden sind Kacke die so gängig sind in der Leinenführigkeit, aber der Stachler der war es? Jetzt befasse ich mich schon etwas länger mit Methoden, Hunden und Büchern und kann was er schreibt eben differenzieren. Aber können das Neuhundehalter auch? Können die mit diesem Buch etwas anfangen, ausser das sie am Ende verunsichert sind weil sie denken das alle Methoden in den meisten Hundeschulen doof sind. Hundeschulen die mit positiven Methoden werben, werden hier regelrecht zerissen. Doch nur weil eine Hundeschule positiv mit Leckerchen arbeitet (was bei den gängigen Dingen wie Platz und Sitz  ja Sinn macht - auch nach Grewe), heißt es ja nicht, dass sie dem Hund Narrenfreiheit und Respektlosigkeit einräumt. 

So nun aber was gutes. Ich mag wie er schreibt. Ich mag das er einräumt das auch er mal auf den Hundeblick reinfällt. Ja auch er schreibt einiges aus der Sicht eines Halters. Und diese Dinge bringen zum schmunzeln. Gepaart mit den Kindervergleichen ist vieles schon sehr lustig und sarkastisch geschrieben. Ich mag auch wie er Hunde sieht - nämlich als Hunde, als Freunde und nicht als Partnerersatz. Er versucht aufzuklären warum so vieles bei vielen Leuten schief läuft. Und er tut das auch wirklich sehr einleuchtend und amüsant. In dem Kapitel über die Hunde heute, räumt er ein das es für ihn nachvollziehbar ist, dass Hunde gegen Einsamkeit helfen usw. Er ist dagegen das sie als Sportgerät oder Prestigeobjekt auf Ausstellungen enden. Auch die Dinge über Haltung und Ernährung finde ich super. Den leicht erhobenen Zeigefinger auf einige Denkweisen in unseren Köpfen mag ich auch. Wie gesagt, grad im ersten Teil des Buches mag ich vieles. Er hält einen den Spiegel vor und sorgt für kleine Aha Effekte wo man denkt "Jo, da hatter sowas von Recht". Diese Dingen machen es wieder zu einem gutem Buch. Ich empfehle es aber keinem Anfänger, sondern Leuten die sich mit den verschiedenen Methoden etwas auskennen und ihr handeln und denken gut reflektieren können. Ich glaube, wenn man dies als erstes Buch in den Händen hält, geht man durch die fehlenden praktischen Tips mit einem sehr mürben Gefühl heraus. 



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